Schöne Wörter : Genussromantiker
6. Januar 2009 von Donna
Randnotiz
Die Romantik des Genießens
Von Cornelia Putzbach
Genießer sind eine Spezies für sich. Einerseits ist ihnen kein Weg zu weit, um ein besonderes Küchenkraut, eine preisgekrönte Brotsorte oder das sizilianisches Olivenöl einer bestimmten Provenienz zu erwerben. Andererseits sind sie diejenigen, welche verzichten können. Geradezu abgestumpft scheint der Gourmet wenn es um Dinge wie etwa Teebeutel und Kaffeepads geht. Die Latte Macchiato, die so einem Kaffeekissen entspringt, schmeckt zwar oftmals durchaus rund und köstlich, aber entscheidendes fehlt: die Romantik in der Zubereitung.
Ohne Romantik kein Genuss-Erlebnis. Das Knöpfchendrücken überlassen sie gerne den Monstermaschinen in den Wandelhallen von Bahnhöfen und To-Go-Bereichen. In ihren Küchen schrauben und drehen sie die klassische italienische Espressomaschine, stellen sie auf die Gasflamme und lauschen dem sinnlich zischenden Innenleben, das ihnen gleich seinen köstlichen Kaffee offenbaren wird. Schon die Lollo und die Loren tranken ihn so in ihren Filmen.
Teeromantiker ersparen sich auch so einiges. Teemaschinen etwa – und Beutelware kommt auch nicht in die Kanne. Lose, locker und frei müssen die Blätter schwimmen, um den Teefreund glücklich zu machen und seinem Zubereitungsritual die Ehre zu erweisen. Ich finde: Wir freuen uns mit den Genussromantikern, machen es ihnen nach und lassen andere die schnellen Knöpfe drücken.
Erschienen am 6. Januar 2009 im Hamburger Abendblatt