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Momentaufnahme: Sie ist freundlich

17. Januar 2009 von Donna

Sie ist freundlich und erwidert jeden Gruß.

Sie unterbricht aber nur ungern die vielen Gespräche, die sie  mit sich selbst oder mit imaginären Personen führt. Streitgespräche scheint sie besonders zu mögen, sie kann schimpfen wie ein Rohrspatz.

Sie quatscht manchmal vorübereilende Schüler oder Lehrer an, um sie an den Gesprächen zu beteiligen. Die meisten kennen sie und lassen sich nicht darauf ein.

Sie ist an manchen Tagen nicht zum Reden aufgelegt, dann singt sie – nicht besonders laut und nicht besonders falsch.

Sie fegt die Flure, putzt die Treppen, leert die Mülleimer – Klasse für Klasse, Tag für Tag.

Sie ist genau – aber wenn sie ihr Pensum geschafft hat, setzt sie sich in die Pausenhalle und wartet auf den Feierabend. Manchmal braucht sie auch länger, die Überstunden schreibt sie nicht auf.

Sie steht öfters im Gang und winkt verträumt – „Da hinten steht mein Mann“, sagt sie dann, „sieht er nicht gut aus, so frisch rasiert und mit dem neuen Anzug?“ – „Ursel, dein Mann holt dich gleich von der Arbeit ab“, wollen die Kolleginnen sie in die Wirklichkeit zurückholen. „Ja, ich weiß,“ gibt sie dann knapp zurück.

Sie wird trotz ihrer Andersartigkeit immer gut behandelt – vom Hausmeister und den Frauen des ganzen Putzteams. Keiner lacht sie aus. Sie haben irgendwie Mitleid mit ihr, wenn sie nicht gerade von der Sabbelei angenervt sind.

Sie führt eine gute Ehe, die Töchter sind aus dem Haus. Die Wohnung picobello. Auch kochen kann sie gut.

Sie ist wirklich krank. Man sagt, dass von dem Kindbettfieber etwas zurückgeblieben ist. Sie müsste jeden Monat eine Spritze bekommen, aber das möchte sie nicht.

Sie hat den neuen Leiter der Schulbibliothek  fast zu Tode erschreckt. Spät am Nachmittag wischte sie dort mutterseelenallein die Regale aus, als Herr Dr. Plünch plötzlich vor ihr stand. Sie schaute auf und sagte bedeutungsvoll: „Die weißen Laken sind gespannt, sehen Sie das nicht – auch für Sie.“  Man sprach davon, dass Herr Dr. Plünch fluchtartig die Bibliothek verließ und kreidebleich die Treppe herunterrannte.

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Übersetzung von Fabian Künzel