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Er griff nach ihren Händen – wieder und wieder – behutsam, fast zärtlich die Berührung – sanftes Halten, ehrliches Bemühen – stumme Blicke, gegenseitiges Einvernehmen ohne Worte. ‚Wie jung er ist‘, dachte sie mehrmals und beschloss, ihn viel regelmäßiger zu treffen. Zwei Mal im Monat konnte sie sich das durchaus leisten, so teuer war das gar nicht.

Beim Abschied machte sie gleich wieder einen neuen Termin aus bei Hung, dem jungen Vietnamesen, der es dank seiner meisterhaften Modellage von Fingernägeln wirklich verstand, wenigstens ihre Hände zehn Jahre jünger erscheinen zu lassen.

Daily Musings: Flügel

Wer einen Engel sucht und nur auf die Flügel schaut, könnte eine Gans mit nach Hause bringen.

Georg Christoph Lichtenberg

Ok, jetzt in der Weihnachtszeit wäre es gar nicht so verkehrt, eine Gans mit nach Hause zu bringen… Aber wie oft hat unsere eigene oberflächliche Wahrnehmung uns schon einen Streich gespielt? Wie oft haben wir das Wesentliche nicht gesehen?

Blut und Wasser geschwitzt

Ja, so ist das, so kann es kommen… Beim Versuch ein Widget zu installieren hat sich die Sidebar gründlich verabschiedet. Teile davon konnte ich wiederfinden und neu platzieren, aber die Links waren nicht auffindbar. Bei solchen Aktionen schwitze ich Blut und Wasser – ehrlich, ich kann da einfach nicht cool bleiben. Zum Glück hat der Webmaster meines Vertrauens fast alles wieder herstellen können – vielen Dank! Ich sage fast alles, denn drei Beiträge sind verloren gegangen, die ich aber wieder einfügen werde, sobald ich Zeit habe. Die Kommentare, die ihr geschrieben habt, erscheinen dann im Hauptartikel, ich wusste mir bei der schnellen Datenrettung nicht anders zu helfen.

So, nun ist alles wieder gut. Bei Brigitte/Quersatzein auch. Sie hat zauberhafte VERMUTUNGEN ÜBER WEIHACHTEN aufgestellt in einem alternativen Adventskalender. Schaut einfach mal rein.

Lebkuchengrüße von Donna

Dieser E-Mail-Roman macht süchtig und liest sich locker-flockig-leicht. Er ist nicht nur gut gegen seelischen Nordwind, sondern bereitet durch seine sprachlich witzig-spritzigen und auch tiefgründigen Dialoge ein besonderes Lesevergnügen. Elke Heydenreich würde sagen: “Lesen, lesen, lesen.”  Und ich wollte am Ende der Lektüre sagen: “Hey, Leo, haben Sie nicht behauptet, Schreiben sei wie küssen, nur ohne Lippen – Schreiben sei küssen mit dem Kopf? – Also, warum endet das so? Das ist unverzeihlich.”
Also, es gibt eine Fortsetzung  (Titel: Alle sieben Wellen) – und die ist für mich ein Muss, wenn der Nordwind mal wieder über mich hinwegfegt.
Klappentext zu ‘Gut gegen Nordwind’: Emmi Rothner möchte per Email ihr Abo der Zeitschrift “Like” kündigen, doch durch einen Tippfehler landen ihre Nachrichten bei Leo Leike. Als Emmi wieder und wieder Emails an die falsche Adresse schickt, klärt Leo sie über den Fehler auf. Es beginnt ein außergewöhnlicher Briefwechsel, wie man ihn nur mit einem Unbekannten führen kann. Auf einem schmalen Grat zwischen totaler Fremdheit und unverbindlicher Intimität kommen sich die beiden immer näher – bis sie sich die unausweichliche Frage stellen müssen,: Werden die gesendeten, empfangenen und gespeicherten Liebesgefühle einer Begegnung standhalten? Und was, wenn ja?
Daniel Glattauer   –   Gut gegen Nordwind   –   Goldmann-TB 46586   –   7,95 Euro

2 Reaktionen zu “Lesetipp: Gut gegen Nordwind von Daniel Glattauer”

  1. Bearbeiten am 08 Dez 2009 um 07:43Quer
    Über dieses Buch und den Nachfolgeroman habe ich nun schon so viel Lobendes gehört – da muss ich unbedingt auch mal “reinlesen”.
    Im Moment wäre es sowieso gut, gegen Nordwind gewappnet zu sein…
    Wegen deines Aufrufs: Da kann ich dir leider keine Hilfe bieten. Ich kann nicht mal hinsichtlich meines eigenen Blog-Problems (seit Tagen ist morgens kein Durchkommen!) tätig werden. Mal sehen, ob unsere Spezialistin bei ihrem nächten Besuch Rat weiss.
    Dir einen schönen Tag!
    Brigitte
  2. Bearbeiten am 08 Dez 2009 um 08:45Donna
    @Quer
    Brigitte, wir werden das schon irgendwie lösen… Nur die Hoffnung nicht aufgeben!
    Dir auch auf diesem Weg einen schönen Tag – so schön es eben geht.
    LG – Donna

An alle Schreibwütigen!

Ich lade euch  herzlich ein zu dem Kurzprosa-Schreibprojekt “Ein Start – viele Storys”, das folgendermaßen läuft:

1. Der vorgegebene Anfangssatz lautet:

Weihnachten stand vor der Tür und wieder einmal hatte es diese endlosen Diskussionen gegeben…

2. Ihr schreibt eine Geschichte weiter, die bis SAMSTAG, dem 12.Dezember 2009 – 12.00 Uhr fertiggestellt sein soll. Ihr postet die Geschichte in eurem Blog – nicht früher als zum angegebenen Termin!

3. Alle Teilnehmer können dann über Donna schreibt abgerufen werden, weil ich diese dann mit entsprechendem Link poste.

4. Bitte benutzt die Kommentarfunktion, um mir mitzuteilen, ob ihr an diesem Projekt teilnehmen wollt.

5. Viel Spaß!

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Ok, bis jetzt werden ihre Schreibwut( ! = bestimmt / ? = mal sehen…) ausleben:

April – April Showers!

Bigi – Synchronuniversum!

Brigitte – La-Palma-Bloggerin!

Donna!

Elke – Mainzauber!

Ingrid – Waldviertelleben!

Jorge D. R. – Traumtuch!

Karin – Pflanzenlust!

Murmeltiertag – Quergefönt!

Patty!

Petra – Follygirl!

Yolanda!


Ich freue mich auf viele unterschiedliche Geschichten – und vielleicht erzählt ihr es weiter, das Schreibprojekt, das jeden Monat stattfinden wird.

Herzliche Grüße – Donna

Der fünfte Keks

Unter Tränen erzählte Jacqueline ihren Mitschülern, wie sehr sie von den Mädchen drangsaliert worden war und dass sie dermaßen in die Enge getrieben worden war, dass sie sogar Angst hatte, sich jemanden anzuvertrauen. So sei es zu der Katastrophe gekommen, für die sie sich entschuldigte. Noch ehe irgendjemand einen Kommentar abgeben konnte, standen die fünf Mädchen geschlossen auf und erklärten, dass sie “totalen Scheiß” gebaut hatten. Das, was als harmlose Neckerei angefangen hatte, hatte sich irgendwie verselbständigt und sie hatten nicht die Konsequenzen ihres Handelns bedacht. Sie gaben zu, sich sehr zu schämen, für das, was sie Jacqueline angetan hatten und letztendlich auch der ganzen Klasse und hofften, dass ihre Entschuldigung und Wiedergutmachung angenommen würden.

Die sonst so lebbafte Klasse schien sehr betroffen zu sein, die meisten nickten stumm, einige tuschelten miteinander, es blieb erstaunlich leise. “Gut”, sagte ich, “ich gehe davon aus, dass ihr gleich, wenn ich diesen Raum verlasse, nicht vergesst, dass ihr die Entschuldigung akzeptiert habt und gut miteinander umgeht. Ich hoffe, dass ihr das, was sich die Mädchen für den Adventsbasar überlegt haben, tatkräftig unterstützt.”

Mit wenigen Sätzen war die Idee mit den Weihnachtsmuffins erklärt, Einzelheiten sollten später besprochen werden. Erleichtert ging ich in meinen Unterricht.Was für ein Tag! Man hätte zwei draus machen können.

Bis in den Abend hinein führte ich Elterngespräche. Es waren gute Gespräche mit Vätern und Müttern, die  das Verhalten ihrer Kinder nicht ergründen konnten, die von großer Enttäuschung sprachen und von erzieherischen Maßnahmen, die sie unbedingt ergreifen wollten. So etwas durfte nie wieder passieren! Das Schöne war, dass alle versprachen, zum Gelingen des neuen Projektes beizutragen.

Der vierte Keks

In der zweiten großen Pause, also nach der vierten Stunde, warteten sie schon vor dem Lehrerzimmer auf mich – die Klassensprecherin, Jacqueline, die ganz verweint aussah, und fünf andere Mädchen. Wir zogen uns zurück in ein leeres Klassenzimmer und was ich dann erfuhr, war grausam. Tatsächlich hatten die anwesenden Mädchen Jacqueline schon seit längerem auf dem Kieker und machten ihr das Leben schwer. Schon mehrere Tage vor unserer Adventsbäckerei hatten sie zu ihr gesagt: „Wenn du nicht in den Teig spuckst, machen wir dich fertig!“ – Und Jacqueline hatte es dann getan vor lauter Angst. Allerdings hatte sie den Mut aufgebracht, sich der Klassensprecherin anzuvertrauen, die alles Weitere auf  ihre eigene couragierte Art in die Hand genommen hatte bis zu unserem gemeinsamen Gespräch.

Ich sah in sechs schuldbewusste Augenpaare und wusste, dass ich jetzt mit einer Standpauke nicht weiterkommen würde. „Und, habt ihr schon über eine Wiedergutmachung nachgedacht?“, fragte ich, als ich soweit war, mit einer normal klingenden Stimme zu reden. Die Mädels nickten eifrig und unterbreiteten mir ihren Plan: „Also, wir haben uns überlegt, dass wir das gar nicht mehr schaffen werden, solch eine Menge Kekse noch einmal zu backen, aber wir könnten einen Stand mit Weihnachtsmuffins machen. Wir bezahlen allen, die am Donnerstag backen und am Freitag pünktlich liefern, die Zutaten – und wir selbst, wir werden natürlich Muffins produzieren, bis wir tot umfallen – versprochen! Die Hauptsache ist, dass Sie unsere Eltern nicht anrufen…“

„Nein, ich werde eure Eltern nicht anrufen, weil ihr ihnen haargenau erzählt, was vorgefallen ist. Und dann werden eure Eltern mich anrufen. Die Angelegenheit ist zu ernst, als dass wir da so einfach ein paar Muffins drüber zerbröseln und hoffen, dass eine Puderzuckerschicht alles zudeckt. Habt ihr mich verstanden?“ Die Mädchen nickten zerknirscht. „Wir gehen jetzt gemeinsam in eure Klasse, um die anderen in Kenntnis zu setzen und dann hoffe ich nur, dass wirklich alle mit dieser Situation gut umgehen werden und es nicht zu weiteren Anfeindungen kommt.“

Ich wusste, dass ich zu spät zum nachfolgenden Unterricht erscheinen würde und dass der Fachlehrer die Störung zu Beginn seiner Stunde nicht gutheißen würde. Egal, das hatte jetzt Vorrang. Schule hat viel zu wenig Raum für all diese menschlichen Dinge, die auch geklärt werden müssen.

Der dritte Keks

Es dauerte lange, bis sie sich zu einer Lösung hingequatscht hatten, aber das war völlig egal. Ich nutzte die Zeit, um aus den Augenwinkeln zu beobachten, was alles so nebenher lief. Einige Jungs hatten sich unbeteiligt zurückgelehnt, so als ob sie mit der ganzen Sache nichts zu tun hätten. Unter den Mädchen war aber etwas im Gange, da wurden ganz dezent Zettelchen geschrieben und weitergereicht. Ich tat so, als würde ich es nicht bemerken.

Am Ende der zweiten Stunde stand fest – per Abstimmung sogar: Sollte sich der Verursacher/die Verursacherin  innerhalb von 24 Stunden bei mir, der Klassenlehrerin, gemeldet haben mit einer praktikablen Idee, wie eine Teilnahme am Adventsbasar doch noch möglich sein würde, würden alle dabei sein und das Vorhaben unterstützen, vorausgesetzt die Person würde sich bei der Klasse entschuldigen und ihr Verhalten erklären.

Schweren Herzens verließ ich die Klasse in der Pause.  Die Nummern der Klassenräume, in denen ich in den folgenden Stunden anzutreffen sein würde, standen an der Tafel, ebenso meine Telefonnummer. Ich sorgte mich um Jacqueline, der ich noch mit einem Lächeln aufmunternd zunickte. Gleichzeitig hatte ich aber auch die Gewissheit, dass sich alles schnell regeln würde.

Nun, eigentlich wollte ich nur eine kurze Momentaufnahme schreiben, aber dann purzelten so viele Erinnerungen auf einmal direkt auf und in die Tastatur, so dass jetzt eine ganze Geschichte entsteht – das war nicht geplant. Ehrlich gesagt, ist das Schreiben auch viel schöner als die textgebundenen Erörterungen in der Oberstufe zu korrigieren… Da die Arbeit aber leider vorgeht, gibt es die Geschichte in Fortsetzungen. Den Geschichtenanfang könnt ihr hier lesen.

Habt einen schönen Tag – Donna

Der zweite Keks

Ich gab die Anweisung, die großen Kisten mit den Kekstüten in unseren Klassenraum zu bringen. Am nächsten Tag würde ich gleich in den ersten beiden Stunden genau hier unterrichten. Bis dahin hatte ich genügend Zeit, mir mein weiteres Vorgehen zu überlegen. Auf dem Nachhauseweg überkam mich eine große Traurigkeit und ein bisschen übel wurde mir auch, wenn ich daran dachte, dass von Jacquelines Speichel vielleicht auch etwas in den Keksen gewesen war, die ich mit so viel Appetit probiert hatte. Jacqueline…sinnierte ich, dieses zarte, unscheinbare Mädchen, das noch nie auffällig geworden war und das mit niemanden in der Klasse so richtig befreundet war.

Mit gemischten Gefühlen betrat ich den Klassenraum am folgenden Morgen. Nach der Begrüßung fragte jemand: „Und, warum haben wir die Kekse nicht zu den anderen Basarsachen ins Lager gebracht? Sollen die jetzt noch vier Tage hier rumstehen?“ Dankbar nahm ich die Frage auf und antwortete: „Nun, was würdet ihr sagen, wenn ihr all dieses Gebäck selbst verputzen könntet?“ – Lautes Murmeln und Begeisterung. Ich nahm eine Plätzchentüte, öffnete sie  und fuhr fort: „Der einzige Haken dabei ist, dass jemand in den Teig gespuckt hat. Also, was sagt ihr? Lecker? Wer möchte?“, und dabei hielt ich die Tütenöffnung den Schülern in der ersten Reihe entgegen, die aber dankend ablehnten. Es wurde laut, Empörung machte sich breit. Ich sah zu Jacqueline, die mit hochrotem Kopf und mehr als peinlich berührt am liebsten in dem Erdboden versunken wäre.

Es dauerte eine ganze Weile, bis sich die Lautstärke wieder auf ein erträgliches Niveau reduziert hatte. „Aber das heißt, dass wir dieses Jahr keinen Stand haben werden als einzige Klasse!“, kam es aus der hinteren Reihe. „Richtig! So wie es momentan aussieht, läuft es darauf hinaus“, stellte ich fest, „es sei denn, dass wir gemeinsam nach einer Lösung suchen – und nicht nach irgendeiner, sondern unter der Vorgabe, dass wir alle an einem Strang ziehen, wenn der Verursacher oder die Verursacherin sich sichtlich bemüht, den Schaden irgendwie wieder gut zu machen. So wie ich euch kenne, spuckt hier niemand einfach so in den Teig. Also, die Klassensprecher bitte nach vorne, ihr leitet wie gewohnt die Diskussion.“ Ich setzte mich auf einen der freigewordenen Plätze. Wenn ich jetzt etwas sagen wollte, musste ich mich melden wie alle anderen auch.

Adventsbasar – Der erste Keks

Der erste Keks

Da hatten wir nun den ganzen Nachmittag in der Schulküche Weihnachtskekse für den Adventsbasar gebacken. Eifrig waren alle dabeigewesen. Die Aufgaben waren von Anfang an verteilt gewesen und die Schüler waren immerhin so alt, dass fast alles reibungslos über die Bühne ging. Fast! Als die letzten Cellophanbeutelchen gefüllt waren und mit liebevoll gestalteten Etiketten versehen waren, erfüllte alle großer Stolz. Während der Putz- und Aufräumarbeiten kam eine Schülerin zu mir und sagte leise: “ Die Jacqueline hat in den Teig gespuckt. Ich hab’s gesehen und kann das nicht für mich behalten. „Ich nickte stumm und wusste, dass das Mädchen die Wahrheit sagte, ich konnte es in ihren Augen lesen. Warum hatte sie sich nicht getraut, mich früher zu informieren? Vielleicht wäre noch alles zu retten gewesen, indem wir den Teig vernichtet hätten…

Fortsetzung folgt…

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