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Allmächtiger Alltag,

bitte lass von mir!

Will

weder Geschirr backen

noch Essen bügeln

weder Unkraut flicken

noch Kuchen nähen

weder Gardinen harken

noch Wäsche jäten

weder Einkäufe putzen

noch Schuhe schnippeln

weder Teppiche gießen

noch Müll rühren

weder Schränke auswringen

noch Zäune hacken

weder Autos umtopfen

noch Laub festdübeln

weder Besteck auftauen

noch Regale garnieren

weder Sofas trösten

noch Socken massieren

weder Parkett tapezieren

noch Tischdecken enteisen

weder Rasen polieren

noch Dachrinnen verquirlen

weder Handtücher fegen

noch Urlaub drapieren

weder Rechnungen braten

noch Termine entkalken

weder Kinder grillen

noch Taschengeld lackieren

weder Mann aufschütteln

noch Beziehung zerkleinern

weder Streit verfugen

noch Versöhnung filetieren.

Damit das klar ist:

Ich will schreiben!

Ungeahnte Höhen

In Gedanken alles möglich!

Aber in der

Realität?

Schwierig, sagst du – sehr schwierig.

Der Frosch, der quakend an

seinem Teich sitzt,

blickt voller Neid

auf den Vogel, der sich in

ungeahnte Höhen schwingt.

Ohne Garantie

Mild und behutsam,

deine Stimme,

deine Worte,

deine Bewegungen:

Glänzer wochenlang.

Versuche, neue Absatzmärkte

zu erobern, scheitern.

Schon nach wenigen Tagen

war der Glanz matt.

Denke bloß nicht, dass es

auf meinen seichten Schimmer

eine Garantie gibt.

Er ist nicht so richtig froh in der AG „Jugend forscht“, irgendwie hat er sich das alles ganz anders vorgestellt. Richtig forschen will er, was wirklich Neues entdecken. Das hat er auch kundgetan, nicht während die Projekte in der Schule besprochen wurden, sondern beim Mittagstisch in vertrauter Familienrunde.

„Das wäre doch was, wenn ich ein Mittel finden würde, dass Kacke nach Lavendel duften würde…“

„Bitte, wir essen!“, mahnt ihn sofort seine große Schwester.

„…wenn alle menschlichen Ausscheidungen in allen Aggregatzuständen – fest, flüssig, gasförmig, in Wasser gelöst – einen Wohlgeruch verstömen würden“, korrigiert er sich. „Ich wette mit euch, dass die Leute dafür jede Menge Kohle ausgeben würden.“

„Ich weiß nicht, ist das dann nicht auch wieder Geruchsbelästigung?“, wirft die Schwester ein.

Vielversprechend erschien mir der Titel dieses Romans, der mit dem „ELLE’s Lettres“ Leserpreis ausgezeichnet ist.

Nun habe ich mich da durchgewurschtelt bis zur Mitte und habe die Bekanntschaft gemacht mit einer englischen Familie. Punkt. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Und das ist mir eindeutig zu wenig.

Nun steht die Entscheidung an. Weiterlesen oder zuklappen?

Weiterlesen hieße, mich wie eine Soap-Konsumentin von dieser Familie einwickeln zu lassen…

Zuklappen würde bedeuten: Jetzt aber mal Schluss mit lustig! Obwohl ich noch nicht ein einziges Mal geschmunzelt habe.

Seht ihr, da bin momentan noch hoffnungslos unentschlossen.

Einen ganzen Eimer Pflaumen habe ich geschenkt bekommen – eine schöne Gelegenheit, Marmelade zu kochen. Mir fällt bei all dem Überfluss an Früchten ein, dass ich im letzten Jahr ein neues Rezept ausprobiert habe – SchokoPflaumenIrgendetwas… Das Rezept finde ich schnell wieder.

1 Kilogramm entsteinte Pflaumen werden mit 300 Gramm braunem Zucker vermischt und 24 Stunden im geschlossenen Gefäß aufbewahrt.

Na prima, denke ich, dann kann ich morgen erst weiter produzieren. Ich stelle die Gläser schon mal raus und lese weiter:

Pflaumen in einem Topf mit dickem Boden auf kleiner Flamme eineinhalb Stunden unter Rühren köcheln lassen.

Dabei erinnere ich mich an eine Freundin, die beim stundenlangen Chutney-Kochen und Rühren immer ein Buch liest. Kein Problem, dann wird „DIE FRAU IM MOND“ mir dabei über die Schulter schauen. Ich freue mich auf das Litera-Kulinaria-Event in meiner Küche.

Gut, die Pflaumen blubbern leise im gusseisernen Topf, schnell erfüllt ein sagenhafter Duft den Raum, während ich mich einlese. Noch ist es ganz gemütlich, so alle paar und ein bisschen Seiten erhebe ich mich von meinem Lesesessel, um den noch recht flüssigen Zauberbrei umzurühren.

…denn als kleines Kind hatte man ihm eingebläut, keinen Schmerz zu zeigen. Da konnte die Großmutter die Tränen nicht länger zurückhalten, denn ihr hatte man beigebracht, mit der Freude hinterm Berg zu halten.

Doch nach fast einer Stunde wird häufigeres Umrühren notwendig. Ich stehe jetzt mit dem Buch in der Hand am Herd.

Zwar besagte die landläufige Meinung, dass ein fünfzigjähriger Mann niemals eine gleichaltrige Frau anschauen würde, doch das war eine Auffassung, die nur aus irdischem Blickwinkel galt. Die Liebe war eine ganz andere Sache. Die Liebe scherte sich nicht um das Alter, Liebe war Liebe, basta.

Rühren und Lesen.

…denn die Liebe war viel wichtiger als alles andere auf der Welt.

Oh, jetzt muss ich aber aufpassen. Der Fruchtbrei hat gleich – nur wenige Seiten noch – die richtige Konsistenz.

…weil sie wieder fürchtete, ihrem Sohn jene Art von Verrücktheit vererbt zu haben, die die Liebe in die Flucht schlägt.

1/2 Teelöffel Zimt und 1/2 Teelöffel Lebkuchengewürz in die Mischung einrühren, ebenso 80 – 100 Gramm Zartbitterschokolade von guter Qualität.

Es duftet verführerisch, ich probiere von der Leckerei und fülle sie ab in Gläser.

Und jetzt schnell weiterlesen, ganz gemütlich im Sessel.

Und die Sehnsucht ist eine traurige Sache, aber ein wenig Freude ist auch dabei.

…denn so ist das Leben nun mal, ein Hin- und Herpendeln zwischen Ordnung und Unordnung, ansonsten würde die Welt erstarren und stehen bleiben.

Die Welt um mich ist stehen geblieben, definitiv! Ich bin im Leserausch, die Unordnung in der Küche stört mich nicht im Geringsten. Ich muss wissen, wie die Geschichte endet.

…und hatten das Gefühl, von einem Wirbelwind aus Leichtsinn erfasst zu werden und dass Glück möglich war.

Nein, das ist nicht das Ende, das Ende ist ein anderes, ein unverhofftes, ein überraschendes… Ach, lest es selbst.

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Zitate aus: Milena Agus, Die Frau im Mond, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2009

„Ihr ganzes Leben hatte man ihr gesagt, dass sie wirke, als stamme sie von einem Dorf im Mond. Jetzt hatte sie das Gefühl, endlich jemanden getroffen zu haben, der aus derselben Gegend kam, und als sei das die Hauptsache im Leben, etwas, das ihr bisher gefehlt hatte.“

Dieser Mann schreibt ihr einige Zeit später:

„Aber um auf Ihre Erzählung zurückzukommen: Hören Sie niemals auf, sich Ihrer wunderbaren Vorstellungskraft zu bedienen. Sie sind nicht verrückt. Glauben Sie nie mehr jemandem, der so etwas Ungerechtes und Bösartiges behauptet. Schreiben Sie weiter!“

Aus: Milena Agus, Die Frau im Mond, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2009

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Momentaufnahme: Langeweile

„Langweilst du dich eigentlich mit mir?“, fragt sie ihn ganz direkt, nachdem sie nun fast schon eine Stunde im Café sitzen.

„Ja, das könnte sein“, sagt er gedehnt, ohne von seiner Zeitung aufzusehen.

Unbeeindruckt widmet auch sie sich wieder ihrer Lektüre.

„Wie blond muss man hier eigentlich sein, um durch das Colloquium zu kommen?“, giftete sie ihren Professor an. Gut, die ‚Physikalische Chemie‘ lag ihr am allerwenigsten, deshalb hatte sie ja so viel gepaukt und war extrem gut vorbereitet gewesen – genau das war ihr in dieser Prüfungsstunde auch zugute gekommen, so erschien es ihr, weil sie nur sehr wenigen Fragen eine Antwort schuldig geblieben war. Und nun? Nicht bestanden? Das konnte ja wohl nicht wahr sein!

„Tja“, sagte der Chemieprofessor, von dem bekannt war, dass er sehr gerne mit Studentinnen anbandelte, „es tut mir Leid, wir werden uns noch einmal wiedersehen müssen – vielleicht auch gar nicht hier, es gibt schönere Orte als die Uni…“

Und hier sind alle Geschichten, die die Autorinnen nach dem vorgegebenen Anfang weitergeschrieben haben.

Vielen Dank für eure Beiträge – und jetzt gehe ich mal ganz gemütlich lesen.

Viel Spaß wünsche ich euch allen! Herzliche Grüße – Donna

Missmutig räumte sie die Geschirrspülmaschine aus. Ob aus diesem verkorksten Wochenende noch irgendetwas herauszuholen war…

April

Bigi

Brigitte

Chinomso

Donna

Elke

Follygirl

Sunny

Waldviertelleben

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