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Wir Kinder mochten Tante Narda aus einem einzigen Grund. Wenn sie uns besuchte, besserte sie unser Taschengeld in nicht unerheblichem Maße auf. Ach ja, und eine Tafel Novesia-Vollmilch-Ganze Haselnüsse-Schokolade gab es auch.

Wir ertrugen ihre sehr feuchten Küsse, den Uralt-Lavendel-Geruch, der sie stets umgab, und ihre langatmigen Erzählungen von der Herrschaft, bei der sie als Hausdame lange Jahre in Stellung war, bevor sie für damalige Verhältnisse sehr spät heiratete. Ihre Ehe war nur von kurzer Dauer, ihr Mann blieb im Krieg, ihr aber blieb eine gute Pension und die Kriegswitwen-Rente. An ihre Haut ließ sie nur Wasser und CD – damit will ich sagen, dass sie um Männer einen großen Bogen machte, sie war Single aus Überzeugung.

Tante Narda war ständig auf Reisen – Verwandtenbesuche. Ihre Verwandtschaft war so groß, dass sie selten zu Hause war. Im Nachhinein  überlege ich gerade, ob sie ganz bewusst das Jahr verplante… Aber nein, auf ihre eventuelle Planung konnte sie sich ja gar nicht verlassen, denn sie war sehr rechthaberisch und die daraus resultierende Streitsucht machte ihr häufig einen Strich durch ihre eigene Rechnung. Beleidigt brach sie  häufig  ihren Aufenthalt ab, um sich nach wochenlangem Schweigen doch wieder in Erinnerung zu bringen. Sie tat so, als sei nichts gewesen, schickte Päckchen und Pakete mit Selbstgestricktem und Konfekt, nur um für den nächsten Besuch wieder Schönwetter zu machen. Eine Entschuldigung wäre das Letzte gewesen, was aus ihrem Mund oder ihrer Feder gekommen wäre. Hochherrschaftliche Allüren – ja, die hatte sie irgendwie angenommen und die lebte sie.

Was mir noch in Erinnerung geblieben ist?  Tante Nardas Kommentar, wenn sie vom selbstgebacken Kuchen meiner Mutter kostete, war: „Da fehlt die Prise Salz! Das schmecke ich sofort.“ Wir Kinder warteten jedes Mal darauf und wurden nicht enttäuscht.

Erst nach ihrem Tod kam es heraus, als ihr Arbeitszeugnis in all den Papieren gefunden wurde: Tante Narda war nie Hausdame gewesen, sie war die Köchin, die nie die Prise Salz vergaß.

„Ich überlege, was ich essen kann, um abzunehmen“, sagt sie und hofft, bis zum Urlaub echte fünf Kilo abzunehmen. Nein, lieber 10 Pfund, das klingt ja irgendwie noch besser und nach viel mehr. Zehn Pfund entsprechen dem Gewicht von zwanzig Butterpäckchen. Ganz schön viel Fett ist das, wenn man sich das genau vorstellt.

„Und ich dachte immer, man nimmt nur von dem ab, was man nicht isst…“, sinniert er.

Daily Musings: Anziehung

Jeder Mensch,

alle Ereignisse in deinem Leben

sind da, weil du selbst sie

angezogen hast.

Was du mit ihnen anfängst,

ist deine Sache.

Aus: Richard Bach    Illusionen    Ullstein-Verlag   Berlin 1989

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Ja, jetzt ist es passiert!

Nie – wirklich nie sollten hier auf meinem Blog Food-Bilder erscheinen. Das liegt daran, dass ich eine lausige Knipserin bin und dass hier hauptsächlich Text! erscheinen sollte.

Aber gestern war irgendwie so ein verrückter Tag – trotz Sommerhitze musste ich unbedingt ein neues Rezept ausprobieren. Tiefkühl-Heidelbeeren waren nicht aufzutreiben, deshalb entschied ich mich für Brombeeren. Den Vanille-Milchschaum (Milchschaum gehört für mich auf Cappuccino oder Milchkaffee!) habe ich ersetzt durch Vanilleeis. Lecker – diese ofenwarmen Küchlein mit zartschmelzendem Eis.

So, heute also mal eine kulinarische Momentaufnahme. Ich hoffe, ihr seht es mir nach…

Nein, vallig fölsch!

Ich habe eine Frage an euch, ihr werten Mitblogger. Sie fiel mir gestern ein bei meinem Sommerfrühstück. In der letzten Zeit habe ich so viele liebe und interessante Menschen kennen gelernt, die allesamt Blogs führen und so viel Nachdenkliches und Herzerfrischendes schreiben, dass die Frage nach der Intention oder Motivation nahe liegt.


Warum bloggt ihr?

Ich würde mich freuen über eure Beiträge. Dahergequatschtes ist wohl einfacher als 1000 Mal Überlegtes und Wohlformuliertes. Traut euch einfach.

Herzliche Grüße – Donna

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Nein, zum perfekten Dinner würde sich Billa nie anmelden, obwohl sie viele der Kandidaten in den Schatten stellen würde. Bevor sie überhaupt  zum Essen einlädt, wälzt sie stundenlang Kochbücher und Kochjournale und besucht die einschlägigen Kochblogs. Dann stellt sie das Menü zusammen – ein schwieriges Unterfangen, da es so unendlich viele Möglichkeiten gibt.

In der Testphase wird geschnippelt, gebruzelt, gebacken – und gekostet. Nein, nicht allein – zur fachkundigen Beratung zieht Billa schon ihren engsten Freundeskreis hinzu. Das Gute daran: Alles ist locker und entspannt, alles darf schiefgehen, perfekt muss noch gar nichts sein.

„Weißt du,“ sagt Billa zu mir, „diese Ausprobierabende mit meinen Versuchskaninchen, die liebe ich fast mehr als das eigentliche Fest!“

Erotischer Subtext

Da quatscht er stundenlang

von erotischem Subtext,

von Bedeutungsebenen und

zusätzlichen Ausdrucksdimensionen.

Sie hört interessiert zu

und will nur eins:

Klartext!

Momentaufnahme

„Wie jetzt? Was für einen Vertrag hast du unterschrieben?“, fragt sie ihren Mann eindringlich und spürt, wie ihr der Boden unter den Füßen weggerissen wird – jetzt gleich, im allernächsten Moment.

Mit zitternden Händen hält er ihr ein Schriftstück entgegen, das sie hastig überfliegt: … bekommt Werner Meynhardt 70.000 Euro zum Aufbau einer gemeinsamen Zukunft mit mir, Elsa Balster, … Investition in eine Immobilie… Die Bedingung ist, dass Werner Meynhardt seine Ehefrau verlässt zum Jahresende 2008…

„Wir haben 2009“, sagt sie und ist verwundert über ihre sachliche Feststellung, „und du bist immer noch hier bei uns, bei deiner Familie!“ Fassungslos sieht sie ihn an. Er sitzt zusammengesunken im Sessel und meidet ihren Blick.

„Werner, wie lange läuft das schon mit euch, sei ehrlich?“, schreit sie ihn an. Mit ihrer Beherrschung ist sie am Ende.

Leise antwortet er: „Zwei Jahre, aber es ist aus. Aus und vorbei, deshalb will sie ja das Geld zurück.“

Und da stehen sie alle da. Zum letzten Mal schaut sie sich ihre 10. Klassse an. Zwei Jahre hat sie die 28 Schüler und Schülerinnen begleitet, die nun alle in die Oberstufe gehen werden. Zwei Jahre mit allen Höhen und Tiefen, die man so als Klassenlehrerin durchlebt.

Dann werden ihr die Augen verbunden, sie wird in einen anderen Raum geführt. Mucksmäuschenstill ist es, fast unheimlich – und dann, als ihr der Schal abgenommen wird, ist sie zu Tränen gerührt. Da erstrahlt ein Klassenraum in ganz besonderem Licht. Was haben sie sich für Mühe gegeben, wie ein sehr gemütliches Bistro sieht es hier aus – Tische sind zusammengestellt worden, es gibt eine kleine Bar und ein riesiges Büffet.

Langsam versammelt sich wieder die ganze Klasse. Leise Musik erklingt im Hintergrund. „Ein Moment noch, Frau Peters“, ruft da der Klassensprecher, der Wunderkerzen in einen überdimensionelen Blechkuchen steckt und sie entzündet.

TSCHÜSS  –  TSCHÜSSER  –  AM TSCHÜSSESTEN  – steht da in discopinkfarbenem Zuckerguss.

Sie atmet tief durch und sagt mit nicht sehr fester Stimme: „Ihr Saubande, von Grammatik habt ihr keine Ahnung, aber für eine Überraschung seid ihr immer gut! Ich danke euch!“

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