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Es ist wichtig zu wissen, dass Worte keine Berge versetzen. Arbeit ist es, harte Arbeit, die Berge versetzt.

Danilo Dolci

Als ich der Mutter meinen Kummer klagte,
Ich höre noch, was sie dem Kinde sagte
Mit einem Lächeln, wie ich’s nie gesehn –
„Sei still, es wird vorübergehn.“

So hielt ich still. Und manches ging vorüber.
Denn alles geht vorüber mit der Zeit:
Das große Glück. Das Frösteln und das Fieber.
Selbst ein Novembertag, ein noch so trüber.
Beständig bleibt nur Unbeständigkeit.

Als dann der große Zweifel an mir nagte,
_ Ich wusste schon, daß man es keinem klagte
Und daß sogar die Freunde mißverstehn –
So oft ich damals an mir selbst verzagte,
war es die leise Stimme,die mir sagte:
Sei still, es wird vorübergehn.

Was ist nicht alles schon dahingegangen
Wie Schneegestöber und wie Windeswehn…
und dennoch hab ich jetzt erst angefangen,
Den Dingen auf den Grund zu sehn.
Wer nichts begehrt, der ist nicht zu berauben,
Gespenster sind nur dort, wo wir sie glauben.
Ich habe lange, lange nicht geklagt.
Nichts tut das Leid dem, der „es tut nichts“ sagt.
Sei der du bist. Mag kommen, was da will.
Es geht an dir vorüber, bist du still.

Aus: Mascha Kaléko  In meinen Träumen läutet es Sturm – Gedichte und Epigramme aus dem Nachlass   DTV-Verlag München 1978

Schöne Wörter: Pustekuchen

Nein, für Pustekuchen gibt es kein Rezept, es handelt sich nicht um eine Bereicherung der Kaffeetafel.

Wie gut, Pustekuchen kommt vollkommen kalorienfrei daher und wird in unserer Sprache benutzt in der Bedeutung ‚von wegen‘ oder ’nichts‘. Die Hoffnung fällt zusammen wie ein Kuchen aus heißer Luft.

Pustekuchen – ein schönes Wort für Enttäuschung!

Daily Musings: Schatten

In dieser Welt ändert sich alles – außer guten und schlechten Taten: Sie verfolgen dich wie der Schatten den Körper.

Ruth Benedict

Momentaufnahme

In den letzten Wochen habe ich wirklich viele Männer kennen gelernt – mehr als sonst.

Paul, Jürgen, Jannis, Piet, Gerald.

Zuverlässig und pünktlich sind sie alle und zuvorkommend. Manchmal halten wir ein kleines Pläuschchen, viel Zeit haben wir nicht, wir wissen genau, was wir wollen, kommen sofort zur Sache. Ich habe sie gebucht – ein Telefonanruf genügt – und sie tun nichts ohne Bezahlung. Ich finde das fair und zehn Euro ist ein angemessener Preis, es geht ja auch alles ganz schnell, aber trotzdem achten wir auf die Sicherheitsvorkehrungen.

Es geht ganz schnell, wenn nicht zu viele Ampeln auf Rot schalten oder irgendwo ein Stau ist oder Glatteis.

Als puren Luxus empfinde ich es, während meiner mehrwöchigen ambulanten Behandlung im Krankenhaus morgens vom Taxi abgeholt zu werden und mittags wieder nach Hause gebracht zu werden von Paul, Jürgen, Jannis, Piet und Gerald. Das Taxiunternehmen hat das gut organisiert.

Daily Musings: Disziplin

Genuss ohne Disziplin ist gefährlich – Disziplin ohne Genuss aber auch.

Alfred Biolek

Wie viel Raum nehme ich ein in deinem Leben?

Wie viel Zeit opferst du für Augenblicke des stummen Einverständnisses?

Mein Gott, können Frauen Fragen stellen!
Fünf Nomen in zwei Fragen, korrekter Gebrauch des Genitivs – und das alles, während er gedanklich damit beschäftigt ist, wo er noch nach seinem Tennisschläger suchen könnte, der sich irgendwie in Luft aufgelöst zu haben scheint.

Momentaufnahme

Wie ein Penner gehst du zur Haustür, drehst dich noch einmal um und sagst: „Tschüs, Mama, bis morgen irgendwann…“

Pennerlike die Plastiktüte eines bekannten Supermarktes, darin jede Menge Flaschen, die bei jedem Schritt Glasgeräusche machen.

Ich wollte ihm Geld geben, damit er für die coole Party Getränke kauft, die heute bei seinem Freund steigen soll – sturmfreie Bude!!!

„Nein, Mama, kann ich nicht was aussuchen aus deiner Bar? Wir wollen Cocktails machen, da brauche ich von jedem etwas.“

So schiebt er ab mit je einer halben Flasche Batida de Coco und Creme des Cassis, einer noch gut gefüllten Flasche Bacardi, einem Rest Cointreau und Pfirsichlikör.

Eine andere Tasche und die Flaschen eventuell in Papier wickeln, um diese furchtbaren Geräusche zu vermeiden??? – Keine Zeit!!

Daily Musings: Liebe

Der Tod trennt uns nicht mehr voneinander als das Leben! Tief im Innern kennen wir alle die Gesetze des Lebens, und eines dieser Gesetze lautet: Wir kehren immer wieder in die Arme der Menschen zurück, die wir lieben, ganz gleichgültig, ob uns nur eine Nacht trennt oder der Tod.

Das einzig Bleibende ist die Liebe!

Am Anfang des Weltalls – ehe der Urknall stattfand – standen wir! Wir existierten bereits vor allen Urknallen aller Zeiten und werden immer noch existieren, wenn das letzte Echo des letzten Urknalls verhallt ist. Wir, Tänzer in allen Formen, von überallher widergespiegelt – wir sind die Ursache des Raumes, die Schöpfer der Zeit. Wir sind die Brücke über die Zeit, wir wölben uns über das Meer, lassen uns zu unserem bloßen Vergnügen auf gefährliche Unternehmungen ein, erleben Geheimnisse, wählen Katastrophen, Triumphe, Herausforderungen, Situationen, in denen unsere Chance eins zu hundert steht, stellen uns selbst immer wieder auf die Probe und lernen Liebe, Liebe,Liebe!

Aus: Brücke über die Zeit   Richard Bach   Ullstein Verlag   ISBN: 3-550-06395-4

Gewesen

Gedanken – still und leise,

so auf meine Weise.

Du möchtest sie lesen –

ach, gewesen.

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