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Wenn jeder Partner etwas entbehrt und jeder die Bedürfnisse des anderen missversteht, so droht leicht die Gefahr der Entfremdung oder die Flucht in späte Liebeleien. Man ist dann der Versuchung ausgesetzt, dem anderen die Schuld zu geben und sich der angenehmen Täuschung zu überlassen, ein neuer und verständnisvollerer Partner könne alle Schwierigkeiten lösen.

Anne Morrow Lindberg in  „Muscheln in meiner Hand“    Wilhelm Heyne Verlag   München 1989

„Stolz steht nicht über Macht…“

sagt Fletcher zu Sarah in dem Film AUSTRALIA.

Was will er damit ausdrücken? Er will den Stolz dieser wahrhaft kämpferischen Frau, die mehr und mehr auf ihr Herz hört, brechen, weil er glaubt, dass er am längeren Hebel sitzt, indem er seine bösen Machenschaften gezielt gegen Menschen, die ihm im Weg stehen, einsetzt. Was bleibt am Ende? Das Herz gewinnt, es besiegt das Böse. Menschen, die Macht ausüben, wollen andere einen Kopf kürzer machen, um selbst größer dazustehen. Fazit: Die Macht muss sich dem Stolz unterwerfen, dem Stolz, wahre Herzensqualitäten zu besitzen.

Schöne Wörter: Soulfood

Heute habe ich mich für ein amerikanisches Wort entschieden, weil es immer mehr in den deutschen Sprachgebrauch integriert wird. Bevor ich etwas über Wörter schreibe,  googel ich erst einmal, um Informationen darüber zu erhalten, denn man kann ja nicht alles wissen. Schlauer wird man dabei allemal.

Es ist gar nicht so einfach zu übersetzen – Seelenfutter, Seelennahrung, Seelenkost – das trifft es für mich nur annähernd.

Soulfood in der gegenwärtigen Verwendung unter Foodbloggern bedeutet: Hier handelt es sich um ein absolut leckeres, zufriedenstellendes, meist kalorienreiches Gericht (auch Kuchen, Torten, Süßspeisen gehören dazu), das die Seele streichelt und somit den absoluten Genuss mit Rundum-Zufriedenheit garantiert. Wir alle wissen ja, dass Essen Leib und Seele zusammenhält – Soulfood ist also ein Transmitter, der hauptsächlich das seelische Befinden beeinflusst, das dann das körperliche Befinden maßgeblich beeinflusst. Damit gehört es aber nicht in die Kategorie der verschreibungspflichtigen Arzneimittel – Soulfood muss man sich selbst verordnen.

Daily Musings: Herbeisingen

„Ich werde dich herbeisingen…“

sagt Nullah zu Sarah in dem Film AUSTRALIA.

Da muss man schon das Blut der Aborigines in sich haben, um das zu bewerkstelligen. Aber es funktioniert – auf wundersame Weise. Auch ich möchte manchmal geliebte Menschen mit einem Zauberlied herbeisingen – vielleicht probiere ich das einfach mal – besser als die Mail-Box voll zu quatschen oder E-Mails zu versenden. Somewhere over the rainbow…

Musiktipp: AYO – Joyful

What is love?

I love you is so easy to say
but so many times it doesn´t mean a thing
I love you could be everything
as long as we don´t know what love means
I think love is not in what we say
love is in what we do and when we say we love
we got something to proof

what is love
what is love
what is love
what is love?

I think love is nothing
but the truth something inside of me
and something inside of you
love is faith and loyalty
love is sharing love is to believe
I think that is what love could be
and so much more ´cause love is deep

what is love
what is love
what is love
what is love?

love can be good
love can be bad
love can make you happy
and love can make you sad
love can break your heart
and love can heal your soul
love can die and love can grow

Daily Musings: Traurigkeit

Ich erschrak

wie tief

meine Traurigkeit

lag

als ich über sie

hinwegging

Frederike Frei

Beim Stöbern habe ich dieses kleine Lyrikbändchen „LOSGELEBT“ von Frederike Frei wiederentdeckt. Ich habe es damals!!! zusammen mit einem Briefumschlag voller Gedichtschnipsel persönlich von Frederike gekauft, als sie eine Autorenlesung im Bunker Ulmenwall hielt. Leute, wenn ich diesen Briefumschlag finde, dann poste ich euch etwas von diesen Schnipseln. Ach ja, sie hatte damals!! so einen Bauchladen und verkaufte ihre Lyrik-Umschläge – das kam gut an.

Momentaufnahmen

Wir sprachen über die Liebe – so ganz allgemein, über die Liebe im Alltag, im Film, in der Literatur – so wie gute Freunde eben quatschen.

„Hörst du, ich liebe dich – – –

Und unsere Liebe wandelt schon Kometenjahre,

Bevor du mich erkanntest und ich dich“, zitiertest du Else Lasker-Schüler.

Mir fiel so spontan gar nichts ein. Gerne hätte ich auch geglänzt mit etwas Literarischem, hatte aber nichts parat. So schwiegen wir eine Weile, bis du sagtest: „Ich hab’s für dich auswendig gelernt, ich habe dich erkannt schon vor langer Zeit…“

Sie ist freundlich und erwidert jeden Gruß.

Sie unterbricht aber nur ungern die vielen Gespräche, die sie  mit sich selbst oder mit imaginären Personen führt. Streitgespräche scheint sie besonders zu mögen, sie kann schimpfen wie ein Rohrspatz.

Sie quatscht manchmal vorübereilende Schüler oder Lehrer an, um sie an den Gesprächen zu beteiligen. Die meisten kennen sie und lassen sich nicht darauf ein.

Sie ist an manchen Tagen nicht zum Reden aufgelegt, dann singt sie – nicht besonders laut und nicht besonders falsch.

Sie fegt die Flure, putzt die Treppen, leert die Mülleimer – Klasse für Klasse, Tag für Tag.

Sie ist genau – aber wenn sie ihr Pensum geschafft hat, setzt sie sich in die Pausenhalle und wartet auf den Feierabend. Manchmal braucht sie auch länger, die Überstunden schreibt sie nicht auf.

Sie steht öfters im Gang und winkt verträumt – „Da hinten steht mein Mann“, sagt sie dann, „sieht er nicht gut aus, so frisch rasiert und mit dem neuen Anzug?“ – „Ursel, dein Mann holt dich gleich von der Arbeit ab“, wollen die Kolleginnen sie in die Wirklichkeit zurückholen. „Ja, ich weiß,“ gibt sie dann knapp zurück.

Sie wird trotz ihrer Andersartigkeit immer gut behandelt – vom Hausmeister und den Frauen des ganzen Putzteams. Keiner lacht sie aus. Sie haben irgendwie Mitleid mit ihr, wenn sie nicht gerade von der Sabbelei angenervt sind.

Sie führt eine gute Ehe, die Töchter sind aus dem Haus. Die Wohnung picobello. Auch kochen kann sie gut.

Sie ist wirklich krank. Man sagt, dass von dem Kindbettfieber etwas zurückgeblieben ist. Sie müsste jeden Monat eine Spritze bekommen, aber das möchte sie nicht.

Sie hat den neuen Leiter der Schulbibliothek  fast zu Tode erschreckt. Spät am Nachmittag wischte sie dort mutterseelenallein die Regale aus, als Herr Dr. Plünch plötzlich vor ihr stand. Sie schaute auf und sagte bedeutungsvoll: „Die weißen Laken sind gespannt, sehen Sie das nicht – auch für Sie.“  Man sprach davon, dass Herr Dr. Plünch fluchtartig die Bibliothek verließ und kreidebleich die Treppe herunterrannte.

Momente

Und dann gibt es
Momente,
da könnte ich in einer Viertelstunde
tausendmal mit dir
durchbrennen.
Ohne mich selbst aufzugeben
möchte ich nur dich
erfahren und verstehen.

Copyright by Donna 2008

Paare: Mr. Blaubart

“So schnell vorbei deine große Liebe?”, fragte Nora erstaunt, “du wolltest doch die ganzen Semesterferien bleiben. Was ist passiert?” Sie umarmte mich liebevoll und fürsorglich bei der Begrüßung. “Komm, ich koche uns einen Tee und dann erzählst du.”

Tränen schossen mir in die Augen, ich schniefte ein bisschen. “Tee ist heute für mich nicht das passende Getränk, hast du etwas mit ein paar Umdrehungen? Ich brauche das jetzt.”

“So schlimm?”

“Noch schlimmer!” Ich folgte ihr in die Küche und setzte mich an den Tisch. Wie viele Gespräche hatten wir hier schon geführt? Was hatten wir beide alles verhackstückt und bequasselt… Na, wie wirkliche Freundinnen eben.

“Ist Rotwein ok? Oder ist etwas Stärkeres angesagt?”

Ich nickte und wusste, dass ich sie damit auf die Palme brachte. Ja, ja, Entscheidungsfragen bedürfen einer präzisen Antwort. “Rotwein ist gut.”

Nachdem sie die Gläser gefüllt hatte, setzte sie sich zu mir. “Dann schieß mal los, vielleicht ist ja noch etwas zu retten.”

Ich nahm einen Schluck und begann: ” Also, du weißt, dass ich unsere Regelung mit unseren eigenen Wohnungen gut finde, es aber auch immer genieße, in den Semesterferien für ein paar Wochen zu Sven zu ziehen. Wir beide feiern das jedes Mal ein bisschen – das haben wir auch an diesem Wochenende getan, wir haben das erste Mal so richtig gemeinsame Zukunftspläne geschmiedet, ernsthafte Pläne – du verstehst?  Am Montag, bevor er ins Geschäft fuhr, bat er mich, einige Hosen, die er über einen Stuhl gelegt hatte, zur Reinigung zu bringen. An diesem Tag hatte ich sowieso etwas in der Stadt zu erledigen und als ich dann am späten Vormittag loswollte, schnappte ich mir die Hosen, um sie für den Transport in eine große Plastiktüte zu stecken. Dabei fiel ein Schlüssel aus einer Hosentasche. Ich wunderte mich, denn es war nicht irgendein Schlüssel, sondern so ein ganz alter. Sofort wusste ich, dass er zu dem großen antiken Bauernschrank im Durchgangszimmer gehörte. Sven hatte mal erwähnt, dass sich in ihm nur unwichtiges Zeugs befindet und er den Schlüssel seit Ewigkeiten verkramt hatte.  Du, und dann hat sich das alles irgendwie verselbständigt wie in dem Blaubart-Märchen. Ich hielt also den Schlüssel in der Hand und ohne großartig zu zu überlegen, was ich da tat, steuerte ich zielstrebig auf den Schrank zu. Kaum dass ich den Schlüssel im Schloss umgedreht hatte, sprang die Tür auf und mit voller Wucht wurde ich von einer leicht bekleideten Frau mit langen blonden Haaren und starrem Blick fast erschlagen. Ich schrie auf und hielt dieses lebensgroße Spielzeug irgendwie fest. Mein Herz raste, schnell befreite ich mich von ihr, indem ich sie zurückbeförderte. Nun hätte ich ja eigentlich genug haben sollen, aber ich schaute weiter: hunderte von Videos und Tonnen eindeutiger Magazine waren da gestapelt.

Lange hielt ich den Schlüssel in der Hand, nachdem ich die Tür wieder verschlossen hatte. Ein seltsamer gedankenleerer Zustand hatte sich bei mir eingestellt, der wohl auch mit dazu beitrug, die Gefühle zu Sven außerhalb meines Bewusstseins zu verlagern oder sogar vollständig aufzulösen.

Als ich wieder zu mir kam, handelte ich sehr schnell. Ich fühlte mich schrecklich – ich verstand das alles nicht. Aber mir war klar, dass ich diese Neigungen von Sven nicht würde akzeptieren können, aus welchen Gründen auch immer, dass diese Plastikpuppe immer zwischen uns stehen würde… Verletzt fühlte ich mich – wie hatte Sven mich als Frau wahrgenommen? Was war ich für ihn? Warum brauchte er das alles? Langweilte ich ihn? War ich ihm zu bieder, nicht raffiniert genug?

Ich brachte die Hosen in die Reinigung, wieder in seiner Wohnung klemmte ich den Abholschein an die Pin-Wand. Dann packte ich meine Sachen und rief Sven an. Eine Ausrede musste her, ich faselte etwas von meiner plötzlich erkrankten Mutter.”  Wieder fing ich ein bisschen an zu weinen.

“Das klingt ja wie in einem schlechten Film”, kommentierte Nora meine Ausführungen, “und jetzt, was machst du jetzt?”

Stumm legte ich den besagten Schlüssel neben mein Weinglas und sah sie fragend an.

“Oh je, das wird ja immer bunter. Ziemlich verfahrene Kiste, würde ich sagen. Und den Schlüssel, warum hast du den mitgenommen?”

“Keine Ahnung, aber er wird mir einige Erklärungen ersparen, denn ich schicke ihn noch heute zurück. Hast du ein Blatt Papier für mich und einen Stift?”

Nachdem Nora mir beides gebracht hatte, schrieb ich auf einmal mit großer Klarheit: Sorry, Mr. Blaubart, der Schlüssel fiel aus deiner Hosentasche (Reinigung!) – ich bin dir entkommen, bitte suche nicht nach mir, du musst selbst sehen, dass dein Märchen gut ausgeht.

“Nicht schlecht”, bemerkte Nora, “aber wenn er das Märchen nicht kennt, dann versteht er deine Zeilen gar nicht.”

“Ach, das ist nicht mein Problem, hast du noch einen Schluck Rotwein für mich?”

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