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Momentaufnahme

„Mama, ich stehe da und unterhalte mich mit einem echt netten jungen Mann, also nicht so’n Typ, du verstehst schon – und er sagt: „Wirklich, ich mag intelligente Frauen.“  Und anstatt das als Kompliment aufzufassen gebe ich schnippisch zurück: „Kann ich mir bei dir gut vorstellen, dann brauchst du nicht selbst zu denken.“ – Dann habe ich mich umgedreht und bin abgehauen.“

„Wo ist das Problem?“, frage ich meine Tochter ganz vorsichtig.

„Nun ja, was wird er von mir denken?“

„Schwer zu sagen, vielleicht dass intelligente Frauen auch ganz schön zickig sein können…“

Du gingst so leise

So viel hatten wir uns noch zu erzählen…

Nur in Gedanken

kann ich mich jetzt noch mit dir austauschen.

Mir fehlen dein Lächeln,

dein Verständnis,

deine kleinen Aufmunterungen,

deine sanften Berührungen,

die Lasten von einem nehmen konnten.

Aus dem Leben gerissen wurdest du nachts –

eine dunkle Straße, ein schnelles Auto –

ein schneller Tod.

Du gingst so leise…

Copyright by Donna 2008

Paare: Hand in Hand

“Komm, das schaffen wir noch…” Ich umschloss ihre Hand ein wenig fester, spürte aber in diesem Moment nicht ihre Unentschlossenheit und lief los.

Hand in Hand – wir beide – fast 35 Jahre lang.

Was für eine schöne und faszinierende Studentin warst du, als wir uns kennen lernten. Nie hatte ich es für möglich gehalten, einen Menschen so lieben zu können und dass unsere Liebe füreinander so wachsen würde.

Was für eine wunderbare Ehefrau warst du in all den Jahren. All die Freiräume, die wir uns ließen, rückten uns nur näher zusammen.

Was für eine liebevolle Mutter warst du unseren Kindern. Mit all den Höhen und Tiefen, die eine Familie erlebt, schufen wir unser eigenes Bullerbü-Zuhause.

Was für eine tolle Lehrerin warst du, bei deinen Schülern und Kollegen beliebt und anerkannt. Du warst so stolz auf “deine Abiturienten”, keinen Abschlussball ließen wir aus – wir tanzten ja so gerne.

Was für eine geduldige und zuversichtliche Patientin warst du, als vor einem Jahr ein Krebsleiden diagnostiziert wurde. Dein Optimismus gab uns die Kraft, dir wiederum beizustehen. Wir haben gefeiert, als du als geheilt entlassen wurdest. Wir beide gönnten uns die lang ersehnte Reise nach Australien. Das ist noch gar nicht so lange her.

Was hatten wir mit unseren Freunden einen vergnügten Abend verbracht. Spät war es geworden, den kurzen Weg nach Hause gingen wir zu Fuß. Eine Straße mussten wir überqueren. Die Fußgängerampel war bereits ausgeschaltet. In der Ferne sah ich die Scheinwerfer eines Autos. “Komm, das schaffen wir noch…”

Aber du hast es nicht geschafft, wurdest vom Auto erfasst und nicht mal eine Armlänge von mir entfernt weggerissen in den Tod, in den ich dich eigenhändig geführt habe.

copyright by Donna 2009

Nach den gestrigen amüsanten Auszügen aus Schülerarbeiten kommt dieser Beitrag ernster daher. In dem Buch von Daniel McNeill  ‚Das Gesicht – eine Kulturgeschichte‘ stieß ich auf folgende Zeilen:

In Balzacs Erzählung Das Lebenselixier bittet ein Mann, der im Sterben liegt, seinen Sohn, seine Leiche mit einem magischen Elixier zu bestreichen, um ihn wieder zum Leben zu erwecken. Nach dem Tod des Vaters benetzt der Sohn zunächst nur eines seiner Augen mit der Flüssigkeit. Es öffnet sich, und sofort sieht es ihn „denkend, anklagend, verdammend, drohend, urteilend, sprechend, schreiend und beißend“ an. Der Sohn schließt das Auge wieder und behält das Elixier für sich selbst.

Ich kenne diese Erzählung nicht, weiß also nicht, was der Sohn mit diesem Elixier noch anstellt. Oh gruselgraus, denke ich, diese magische Mischung gehört vernichtet!!!!  Wie will der Sohn diese Substanz für sich selbst nutzen?? Also, ich würde sie vernichten!!!

Sie war froh, den Aufsatzstapel der 7. Klasse nun endlich korrigiert zu haben. Das Thema war eine Personenbeschreibung gewesen. Spannend, was da für Aussagen bezüglich des Mädchens aus einer höheren Klasse gemacht wurden, das sich zur Verfügung gestellt hatte.

Sie hat einen runden Kopf, an dem die nach unten gewölbten Haare hängen. – Gewölbte Haare???

Unter den Augen ist eine zärtliche runde bis längliche Nase. Die Nase ist leicht gespitzt. Sie hat eine Stupfsnase – Was denn nun???

Die Augenbrauen sind sehr fein, dafür stechen einem ihre kleinen grünen Augen sofort in den Blick. -Autsch!!!

Ihre Stimmbänder sind sehr hervortretend. – Ach so, das können die also auch?

Die Beine sind genauso lang wie die Arme. – Nein, zum Glück nicht!!!

Unten läuft die Weste leicht weg. – Wo die wohl hin will???

Sie trägt einen faltigen Rock. – Fast richtig, es ist ein Faltenrock!

Der Rock ist in Streifen geschnitten. – Nein, es ist immer noch ein Faltenrock!!!!

Der Rock ist franzig und im Fischgrettenmuster. – Nein, fransig ist er nicht, Fischgrätmuster stimmt!

Unter dem Rock guckt eine bis zu den Zehenspitzen gehende schwarze Unterhose hervor. – Ok, andere Bezeichnung für blickdichte Strumpfhose!

Sie hat Schuhe mit schwarzer Schnauze. – Wauwau!

Sie trägt elegante halboffene Lederschlüpfer. – Ein Glück, dass damit die Schuhe gemeint sind!!!

Als Zubehör hat sie ein Armbandperlenband und einen geschlauchten Schleifengürtel. – Ja, das Zubehör hat es in sich!

Und hier sind alle Geschichten, die die Autorinnen nach dem vorgegebenen Anfang weitergeschrieben haben.

Vielen Dank für eure Beiträge – und jetzt gehe ich mal ganz gemütlich lesen.

Viel Spaß wünsche ich euch allen! Herzliche Grüße in einen sonnigen Septembertag hinein – Donna


Die einzige Möglichkeit, Klarheit in diese Angelegenheit zu bringen, sah ich darin, einen Brief zu schreiben…

Bigi

Liebe Bigi! Wir alle vermissen dich sehr und hoffen, dass in deinem Universum recht bald alles wieder rund läuft. Also, werde ganz schnell wieder gesund. Alles Liebe für dich!

Donna

Elana

Elke Mainzauber

Follygirl

Renate

Sunny

Waldviertelleben

Yolanda

MIT EINEM SCHWEIN AUF WOLKE SIEBEN

Die einzige Möglichkeit, Klarheit in diese Angelegenheit zu bringen, sah ich darin, einen Brief zu schreiben… Aber wie redet man jemanden wie dich an? Hallo Gitti! – zu nett! – Liebe Gitti! – ne, geht gar nicht! Also:

An dich!

Wenn wir uns darauf einigen könnten, dass du nicht mein Glück zerstört hast und ich nicht das Deine, dann könnten wir vielleicht sogar miteinander reden. Aber deine massiven Vorwürfe am Telefon ließen mich das Gespräch schnell beenden. Nachdem ich aufgelegt hatte, verharrte ich lange in einer Art Vergangenheitsnebel, der sich erst lichtete, nachdem ich wirklich noch einmal die letzten Jahre Revue passieren ließ, um mich dann mit gebührendem Abstand an deinem letzten Ausspruch entlang zu hangeln.

Dieses Schwein, mit einem behinderten Kind lässt er mich sitzen und du, du hast dich an den einzigen Mann rangemacht, den ich jemals in meinem Leben wirklich geliebt habe“, hast du gestern ins Telefon geschrien.

Wirklich, man kann diesen Satz missverstehen, aber nur, wenn man glaubt, es handele sich um ein und denselben Mann. Das ist aber nicht so.

Das Schwein ist Thorsten, mit dem ich verheiratet war, mit dem du verheiratet bist, der jetzt aber mit einer anderen Frau zusammenlebt.

Das behinderte Kind ist euer kleiner Andi, er kam kurz nach meiner Scheidung von Thorsten auf die Welt, als unsere Zwillinge noch nicht mal zwei Jahre alt waren.

Mich, das bist du, meine ehemals beste Freundin Gitti, die eine günstige Gelegenheit abwartete, um sich Thorsten zu schnappen in einer Zeit, als ich mich fast rund um die Uhr um die frühgeborenen Zwillinge kümmern musste und für Thorsten wirklich zu wenig Aufmerksamkeit übrig blieb.Viel zu unbequem empfand er diese zermürbende Situation, viel leichter eine Beziehung mit dir. Kurzerhand ließest du Martin, deinen langjährigen Lebensgefährten, über die Klinge springen. Schluss. Aus.

Du das bin ich, Thea. Den doppelten Verrat konnte ich damals nur schwer ertragen, fast wäre ich daran zerbrochen. Ich zog aus dem Haus aus, das ich liebevoll eingerichtet hatte für eine kleine Familie und in dem du, Gitti,  dich nicht schnell genug breitmachen konntest.

Der einzige Mann ist Martin, dein ehemaliger Lebensgefährte, mein zukünftiger Ehemann. Ja, Martin war für uns da und ich für ihn, wir haben uns geholfen, aufgefangen, geredet und geweint – in aller Freundschaft, während Thorsten und du auf Wolke sieben schwebtet und um euch herum alles vergaßt. Der Schmerz verging, das Lachen kam langsam wieder, erst da haben wir gemerkt, dass uns mehr verbindet als Freundschaft, wahrscheinlich haben wir so lange gebraucht, um  frei zu werden für eine neue Liebe, eine Liebe, die auch starken Stürmen standhält.

Komisch, dass du gerade jetzt wieder in unser Leben schneist und realisierst, dass ich schon wieder mit dem Mann zusammen bin, den du momentan so gut gebrauchen kannst und zu dem du nun wieder zurück willst.

Martin und ich sagen dir hiermit in aller Deutlichkeit: Dies ist ein abschlägiger Bescheid!

Thea


Da werden nämlich die Geschichten veröffentlicht, die sich mehrere Autorinnen zu dem vorgegebenen Anfang ausgedacht haben.

Die einzige Möglichkeit, Klarheit in diese Angelegenheit zu bringen, sah ich darin, einen Brief zu schreiben…

In welche Angelegenheit muss da Klarheit gebracht werden? Was für ein Brief muss geschrieben werden – oder auch nicht? Wer schreibt einen Brief, an wen ist er gerichtet?

Viele Möglichkeiten ergeben sich da, ich bin gespannt.

Also, schaut herein in Donnas Schreibwerkstatt – heute ab 12.00 Uhr!

Erinnerung an Marie A.

An jenem Tag im blauen Mond September
Still unter einem jungen Pflaumenbaum
Da hielt ich sie, die stille bleiche Liebe
In meinem Arm wie einen holden Traum.
Und über uns im schönen Sommerhimmel
War eine Wolke, die ich lange sah
Sie war sehr weiß und ungeheuer oben
Und als ich aufsah, war sie nimmer da.

Seit jenem Tag sind viele, viele Monde
Geschwommen still hinunter und vorbei.
Die Pflaumenbäume sind wohl abgehauen
Und fragst du mich, was mit der Liebe sei?
So sag ich dir: Ich kann mich nicht erinnern
Und doch, gewiß, ich weiß schon, was du meinst.
Doch ihr Gesicht, das weiß ich wirklich nimmer
Ich weiß nur mehr: ich küßte es dereinst.

Und auch den Kuß, ich hätt ihn längst vergessen
Wenn nicht die Wolke dagewesen wär
Die weiß ich noch und werd ich immer wissen
Sie war sehr weiß und kam von oben her.
Die Pflaumenbäume blühn vielleicht noch immer
Und jene Frau hat jetzt vielleicht das siebte Kind
Doch jene Wolke blühte nur Minuten
Und als ich aufsah, schwand sie schon im Wind.

B. Brecht

Wir schnitten unser Weißbrot in Scheiben, die so dick waren wie die Stufen unserer Haustür. Unsere Mutter toastete es, und wir schmierten mit den stumpfen Messern, die man uns benutzen ließ, Butter darauf, die der Toast – so schien es – völlig verschluckte. dann saßen wir auf der Stufe vor unserem Haus, mampften und starrten auf das Rot der Kirschen, das Violett der Pflaumen, die Blüten der Zitronen, das Himmelblau und das Sahneweiß der Wolken.

Kindheitserinnerung von Tessa Kiros aus ihrem Kochbuch „Familienrezepte“

Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, dann fällt mir spontan die Ananascreme meiner Mutter ein. Wenn es die gab, dann war ein besonderer Sonntag oder ein Feiertag. Natürlich handelte es sich um Dosenananas – die frischen Früchte gab es erst viel später auf unserem Speiseplan. Während sich einige Familienmitglieder auf die Fruchtstückchen konzentrierten und versuchten Cremeportionen mit möglichst vielen zu ergattern, war mir die Creme das Wichtigste. Manchmal bereite ich sie heute auch noch zu – ein bisschen abgewandelt und erwachsener mit Wein.

Ja, so hat wohl jeder seine kindlichen Verknüpfungen zu besonderen Speisen und zu den Familienrezepten.

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